Tag 5 – Von Ahrenshoop nach Starkow

Heute verabschiede ich mich vom Ostseestrand und von meinem kleinen Turmzimmerchen. Um diese beiden Orte tut es mir ein bisschen weh, aber ich habe ja ein dickes, fettes Andenken in Form von drei fertigen Romankapiteln im Gepäck. 

Mit Bus und Bahn fahre ich nur knapp 50 km weiter nach Osten zum Artquartier.

Hier erwartet mich in jeder Hinsicht ein volles Kontrastprogramm zu Ahrenshoop. Statt windigem Strand eine frühlingsgrüne Landidylle, statt durchgestyltem Touristenmelken ein herrlich rustikaler Kunst- und Pferdehof mit echten, entspannten Menschen. Sogar das Wetter ist auf einmal sommerlich.  

Meine Ferienwohnung auf diesem Hof ist nicht nur heimelig-gemütlich, sie hat auch einen schönen, großen Holztisch. Das wackelige Glasdings von der Hoteleinrichtungsstange, an dem ich die letzten drei Tage geschrieben habe, ist Geschichte. 

Ich werde herzlich empfangen, lerne sofort ganz selbstverständlich den Hof, die Menschen und Tiere kennen und fühle mich wieder wie ein Mensch und nicht wie eine Touristin. 


Ganz famos ist, dass ich hier selber kochen kann. Ich habe akuten Gemüsemangel. 

Und so verbringe ich einen total müßigen Nachmittag. Ich darf Anne, meiner Gastgeberin, bei einer einfühlsamen Bodenarbeit mit ihrer neuen Stute zuschauen, werde spontan zu Nudeln mit Gierschpesto eingeladen, chille mit einem Kaffee auf meiner kleinen, sonnigen Terrasse und setze mich dann endlich an mein Notebook. 

Wenn das nicht Ferien sind, dann weiß ich es auch nicht. 


Und damit mein etwas wild gewordener Roman nicht zu kurz kommt, beschäftige ich mich noch ein Bisschen mit Marlene, meiner Protagonistin von morgen. 

Marlene ist Franzis Mutter und sie hat ein etwas skurriles Geheimnis. Ich kann mich mit ihrer Persönlichkeit nicht sooo anfreunden, aber ich versuche, in ihre Erlebniswelt hineinzukrabbeln und sie dann irgendwie doch großartig zu finden. 

Während ich so nachdenke, höre ich durch die offene Terrassentür draußen leises Schnauben und ab und zu Hufgetrappel. Der Paddock mit den Pferden liegt schräg gegenüber meiner Wohnung. Irgendwo kräht ein Hahn und zwischendurch wird der eine oder andere Hund bei mir vorstellig.

Sehr dankbar für diesen Ort werde hier ganz wunderbar schreiben können!