Tag 9 – Rolf und die Kräuter

Das durchwachsene Wetter und die sehr eintönigen Möglichkeiten für Spaziergänge durch Monokulturen haben mich heute etwas träge gemacht. Ich tauche sehr tief in meinen Roman ein. 

Dort überschlagen sich, jetzt in den letzten Kapiteln, die Ereignisse. Vermutlich werde ich meine zwei Puffertage am Ende meiner Reise benötigen, um diese Fülle anstehender Ereignisse auszuerzählen.

Alle kommen jetzt zusammen. Rolf kehrt nach Hause zurück und sogar Bernd erscheint, als er erfährt, dass Franzi und Jakob verschwunden sind. Die Mauern um die Geheimnisse bröckeln. Derweil draußen die Pferde geputzt und auf einen Ausritt mitgenommen werden. 


Ich merke, dass ich schreibe, wie sich menschliche Menschen verhalten. Niemand in meinem Roman scheint so richtig zum Arschloch werden zu können. Sobald ich die Hintergründe entstehen lasse, werden das alles  höchstpersönliche Schicksale, mit denen die Individuen kämpfen, so gut sie können. Meine Protagonist:innen sind alle reflektierter, als man es leider allgemein von Menschen annehmen kann. 

Schreibe ich also etwas Unrealistisches? Oder schreibe ich, wie wir die krassesten Krisen lösen könnten, wenn wir es einfach mal alle als selbstverständlich annehmen würden, dass wir nicht perfekt sind? Wenn wir einfach mal zuhören würden, bevor wir Positionen einnehmen. Wenn wir alle mal so einen Küchentisch anbieten würden, wo es immer etwas zu Essen, zu Trinken und ein bisschen Zeit zum Reden gibt. Klingt naiv. Ist es aber nicht. Wir haben alle nur Schiss!